# Was ist blended-learning?

Durch den gesellschaftlichen Wandel, wandelt sich auch die Bedeutung von Bildung und Lernen. Lernen stellt heute ein lebenslanges Lernen dar, das sich von Schichtzwängen entkoppelt hat. Um dem Individuum die Möglichkeit des lebenslangen Lernens zu geben hat sich neben dem klassischen Frontalunterricht als s.g. Präsenzunterricht das e-learning etabliert. E-Learning wird als eine Form des Lernens bezeichnet "bei denen digitale Medien für die Präsentation und die Distribution des Lernens zum Einsatz kommen." (unveröffentlichtes Video der TU Kaiserslautern)Das e-learning bietet den Lernenden den Vorteil, dass es für verschiedene Lerntypen geeignet ist. Es können verschiedene Lernzugänge angeregt und genutzt werden. Dies zeigt sich insbesondere in fachlich-komplexen Zugängen, in denen u.a. mit Simulationen gearbeitet werden kann.Als zweiten Punkt gilt es die zeitlich-unabhängige Komponente zu erläutern. E-learning macht es möglich unabhängig von Zeit und Ort mit anderen Lernen asynchron zusammen arbeiten zu können. Dabei kann man je nach individuellem Bedürfnis und Lernverhalten den Unterricht in seinen Alltag eingliedern.Des weiteren bietet e-learning direkte Rückmeldungen sowie die einer ständigen Wiederholung der Lerngegenstände an. Durch das "sammeln" der angeschlossenen Lerninhalte kann das Lernen zudem aus psychologischer Sicht positiv verstärkt werden.Auf der anderen Seite stellt e-learning die Lernenden aber auch vor Herausforderungen. Wer e-learning nutzen will, muss erst die diversen Medien beherrschen können. Insbesondere Menschen, die nicht mit neuen Medien aufgewachsen sind stellt dies immer wieder vor Schwierigkeiten. Zudem müssen die Lernenden zuvor Selbstdisziplin und Lernkompetenz gelernt haben. E-Learning erfordert ein hohes Maß an Zeitmanagement und Konzentration auf den Inhalt. Dies liegt u.a. daran, dass Medien viele Interessen abdecken. So auch beispielsweise Unterhaltungsinteressen, die einen schnell vom Lernen ablenken können. Dieser Arbeit vor dem Bildschirm ermüdet zudem den Körper und ist somit anstrengender als herkömmlicher "klassischer" Unterricht.Ein ebenso oft erkannter Nachteil beim e-learning ist die Einschränkung der sozialen Kontakte und der damit einhergehende direkte Erfahrungsaustausch. Fragen die oftmals erst in der gemeinsamen Arbeit mit einem Menschen entstehen können somit nicht direkt besprochen und ausdiskutiert werden. Der Austausch der sonst einen erheblichen Teil des konstruktivistischen Lernens spielt entfällt im e-learning.Um die Vorteile beider Ansätze zu nutzen hat sich das blended-Learning gebildet. Hier werden digitale Inhalte bewusst vernetzt mit Präsenzunterricht. Damit versucht man die Nachteile beider Unterrichtsformen zu minimieren. (vgl. hierzu auch https://www.youtube.com/watch?v=cfZVFqrLU1s)

 

Um abschließend zu einer Meinung zu gelangen ob blended-learning das "Nonplusultra" ist seien hier jedoch noch ein paar Fragen aufgeworfen.

Nicht jeder Präsenzunterricht ist gleichzeitig Frontalunterricht. Es kann auch Phasen des kooperativen Zusammenarbeitens geben. Lenken in diesen Phasen digitale Medien nicht mehr vom Lerngegenstand ab, als das sie nützlich sind?

Welche Rolle bekommt der Lehrer im blended-learning? Ist dieser nur noch für die Aufbereitung der Materialien verantwortlich sowie zur Beratung? In diesem Fall könnte man die Lehrkraft ausschließlich im e-learning Bereich ansiedeln. Hat die Lehrkraft jedoch nicht gerade im schulischen Bereich viel weitreichendere Aufgaben? Wie sieht es mit der emotionalen Bildung aus? Wie viel Kooperative Kompetenz kann allein ein Medium vermitteln? Wer zeigt Empathie beim Lernen? Ob dies digitale Medien leisten können ist höchstfraglich.

Als letzten Punkt sind die Grenzen von digitalen Medien zu nennen. Praktische Einheiten wie bspw. das Erlernen vom Umgang mit Gefahrstoffen im Fach Chemie muss im Präsenzunterricht stattfinden. Hierbei kann auch digitales Medium das Feingefühl für Abwägen und Sicherheit beibringen. Dies geht allein nur durch die Lehrkraft.


#Welche Chancen und Herausforderungen sehe ich dabei, wenn Schüler*innen selbst zu Produzent*innen digitaler Medien im Unterricht werden?

Im Rahmen des Geschichtsunterricht zum Thema "Erste Hochkulturen- Antikes Ägypten" habe ich mich dazu entschlossen als Lernprodukt ein wiki schreiben zu lassen. Ich versprach mir davon die Medienkompetenz bei meinen Schüler*innen zu fördern. Viele von Ihnen fühlen sich sehr Medienautark, können aber bei näherem Hinsehen nur Unterhaltungsmedien nutzen. Außerdem fehlt den Schüler*innen fast immer der "medienkritische Blick", also der Blick Medien zu hinterfragen.

Ich wollte mit dem Wiki eine präsenzbegleitende Umgebung für die Schüler*innen schaffen, in welchem sie das wiki als e-learning for distributing, interacting und collaborting erfahren können. (vgl. Süss/Lampert/Wijnen 2010: 160f)

 

Relativ schnell musste ich jedoch erste Herausforderungen für meine Idee feststellen. In meinem Klassenraum war ich nur mit 3 Rechnern ausgestattet und der Computerraum war zu dieser Zeit besetzt. Bei dem Gedanken den Unterricht für eigene Laptops oder Smartphones zu öffnen wurde mir auch etwas mulmig. Die Rücksprache mit meiner Schulleitung bestätigte mir meine Bedenken. Rechtlich sei es so, dass ich für die mitgebrachten Geräte der Schüler*innen im Unterricht haften müsse, wenn ich diese auffordere Geräte mitzubringen. Außerdem wurde mir in Zuge dessen klar, dass 2 Stunden die Woche doch etwas wenig sind für ein solches Projekt.

 

Ich entschied mich mein Projekt zu öffnen und die Haftung zu übernehmen. Nach Rücksprache mit den Lehrern in Geographie, Gemeinschaftskunde, Deutsch und Mathe entschieden wir uns ein fächerübergreifendes Projekt ins Leben zu rufen. Das Wiki sollte nun nicht mehr nur das historische Ägypten beleuchten, sondern ein komplexes Bild des Landes abgeben, in welchem sich alle beteiligten Fächer wiederfinden sollten.

 

Im Vorfeld traf ich mich mit den Kolleg*innen einige Male um das Projekt in einen guten Rahmen zu bringen. Der Zeitaufwand für die Vorbereitung war sehr hoch und uns wurde schnell klar, dass das Projekt etwas besonderes sein musste, da wir ein solches nicht jede Woche planen konnten. Deshalb versuchten wir es auch so nachhaltig wie möglich zu gestalten, um es anderen Kolleg*innen auch ermöglichen zu können. Um Überforderung zu vermeiden aufgrund der offenen Gestaltung sowie der Masse an möglichen Informationen, formulierten wir im Vorfeld klare Arbeitsaufträge. (vgl. Süss/Lampert/Wijnen 2010: 166) Außerdem sollte vor der inhaltlichen Arbeit mehrere Inputs mit Übungsphasen zur grundsätzlichen Nutzung des Wikis stattfinden.

 

Als wir mit dem Projekt begannen merkten wir schnell eine hohe Schüler*innenmotivation. Das Arbeiten mit dem Wiki hatte einen hohen Aufforderungscharakter für die Kinder. Einige waren so motiviert, dass sie auch viel von zu Hause am Wiki schrieben oder gegenseitige Beiträge verbesserten. Im Unterricht gab es oftmals die Möglichkeit Beiträge zu reflektieren und ausführlich zu kommentieren. Dadurch wurden viele Inhalte auch bei den Schüler*innen nachhaltiger verinnerlicht. Weniger die fachlichen als die praktischen Fähigkeiten.

Während des Projekts war es uns Lehrkräften sogar möglich Zitierregeln sowie das Prinzip der medialen Vernetzung anzusprechen.

 

Allerdings gab es auch ein paar Zwischenfälle mit denen wir so nicht gerechnet hätten. Eines Tages beschwerte sich eine Mutter, da sie nicht wolle das ihr Sohn zuhause das Internet nutze. Durch das Projekt kam sie mit ihm in einen Gewissenskonflikt. Außerdem mokierte sie, dass wir sozial schwächere Kinder, die keinen PC oder Internetanschluss zu Hause haben damit benachteiligen würden. (vgl. JIM-Studie 2016: 8)

Ein anderes Mal beschwerte sich ein Kind, dass sein Beitrag zerstört worden sei. Normalerweise kann man nachvollziehen wer Beiträge abändere, jedoch in diesem Fall wurde durch ein anonymes Konto gehandelt. Aufgrund der Masse an Akteuren konnten wir den Täter nicht überführen. Der Beitrag wurde aber durch Wiederherstellung gerettet.

Außerdem mussten wir oftmals das Wiki auf Urheberrechtsverletzungen überprüfen. (vgl. Hansen/Seehagen-Marx 2013: 3)  Zwar sensibilisierten wir die Schüler*innen im Vorfeld, jedoch hielten sich einige nicht daran.

 

Nach einer Zeit von 6 Wochen konnten wir letztendlich unser Wiki veröffentlichen. Die Schüler*innen waren sehr stolz und es schmückt bis heute unsere Schulhomepage.

 

Literatur zum nachlesen:

Hansen, J. und Seehagen-Marx, M. (2013): Urheberrecht und Co in der Hochschullehre. Rechtliche Aspekte des Technologieeinsatzes beim Lehren und Lernen. In: Ebner, M. und Schön, S. (Hrsg.): Lehrbuch für Lehren und Lernen mit Technologien. URL: http://l3t.eu

 

Medienpädagogischer Forschungsverband Südwest (Hrsg.) (2016): JIM-Studie. Jugend, Information, (Multi-) Media. Stuttgart.

 

Süss, D., Lampert, C. & Wijnen, C. W. (2010): Mediendidaktik. Lehren und Lernen mit Medien. In: Dies.: Medienpädagogik. Ein Studienbuch zur Einführung (Kap.7). Wiesbaden: VS Verlag, S. 149-172.

 


Kommentar schreiben

Kommentare: 0